Gräfin Mariza
Staatstheater Wiesbaden

 
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„Heute ist uns alles ganz egal, Heute schlafen wir im Nachtlokal! Heut‘, solang die Welt noch steht, weil sie vielleicht schon morgen zum Teufel geht!“

– Gräfin Mariza, Emmerich Kálmán

Geschichte …

Zwischen Rausch und Bankrott, Liebe und verletztem Adelsstolz spielt „Gräfin Mariza“, Emmerich Kálmáns großer Operetten-Erfolg nach der „Csárdásfürstin“. Die steinreiche Mariza hat den Männern abgeschworen, wollen sie doch alle nur ihr Geld.

Fernab vom Glamour feiert sie Verlobung mit dem (von ihr erfundenen) Baron Zsupán – als dieser tatsächlich auftaucht. Da hat sie sich schon in Tassilo verliebt, ihren charmanten Gutsverwalter aus adligem, aber insolventem Geschlecht.

Staatstheater Wiesbaden

Inszenierung: Thomas Enzinger
Musikalische Leitung: Christoph Stiller
Bühne, Kostüme: Toto
Licht: Sabine Wiesenbauer
Dramaturgie: Katja Leclerc
Dance Captain: Myriam Lifka
TänzerInnen: Janina Clark, Nathalie Gehrmann, Sofia Romano, Helena Sturm, Davide de Biasi, Valerio Porleri, Manuel Gaubatz, Christian Meusel
Ensemble & Gäste: des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden
Chor & Statisterie: des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden
Fotos: Karl und Monika Forster
Video: Ullrich Bohn - Theater TV

… in Bewegung

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Elitäres Ballett 

Eine Geschichte, deren Dynamik vor allem durch vorherrschende Standesunterschiede und aus der Neusortierung der gesellschaftlichen Hierarchie heraus entsteht – nachdem die österreichisch-ungarische Monarchie abgeschafft ist und dem Adel das Geld fehlt. Zum Amüsement fährt man aufs Ungarische Landgut von Gräfin Mariza um in Dekadenz das Leben zu feiern - ohne jeglichem Interesse sich ans echte Landleben anzupassen. Die schweißtreibende, körperlich-harte Arbeit am Feld verrichten Zigeuner. 

Ein Nebeneinander von unterschiedlichen Gesellschaftsformen also, die eine spannende Reibungsfläche bieten und vor allem eine faszinierende choreographische Vielfalt an Stilmitteln erlauben. 

Die Dekadenz der elitären Gesellschaft, die schließlich in Form des klassischen Balletts im Spielzimmer der wohlbehüteten adelig-gräflichen Kinder Lisa und Tassilo versinnbildlicht auf „die Spitze“ getrieben wird.

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Zeitgenössische Dynamik

Die unbändige Leidenschaft der Zigeuner, ihr Temperament, das von erotisch-erdiger Sinnlichkeit hin zu mystisch und zugleich archaischer Wildheit reicht, welche sich in der Dynamik und Impulsivität der zeitgenössischen Bewegungssprache wiederfindet. Nicht den gesellschaftlichen Zwängen zu unterliegen und weder Sitten- noch Moralvorstellungen entsprechen zu müssen bedeutet eine Freiheit, nach der sich auch Mariza in ihren heißesten, wildesten Csárdásträumen sehnt. Gelangweilt von ihrem elitären Dasein, enttäuscht von der Liebe und dem Leben. „Einmal das Herz in toller Lust verschenken, küssen, küssen und nicht denken! Einmal nur glücklich sein!“

Und schließlich der verarmte Graf Tassilo, der sich – inkognito - in seiner Position als Gutsverwalter zwischen diesen Welten bewegt. Ihm alleine gelingt es Marizas Vertrauen zu gewinnen und ihr Herz zu erobern. 

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Swingende 20er Jahre

Die hemmungslose Lust des Adels nach Unterhaltung, welche im Entstehungsjahr des Stücks 1924 in rauschenden Champagnergelagen - nicht nur in den Nachtlokalen - gefeiert wird. Ein unbändiges Bedürfnis der Schönen und Reichen nach Amüsement „solang die Welt noch steht, weil sie vielleicht schon morgen zum Teufel geht!“. 

Die glitzernde Welt des Tabarins wird als Showeinlage mit swingenden Modetänzen der 20er aufs Landgut geholt. Exotisch, jazzig, frech und energiegeladen wird zu Charleston und dem eigens komponierten „Tabarin Step“ aus der Feder von Kálmáns Sohn Charles getanzt.

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„Glück ist ein kurzer Traum, Glück ist wie leichter Schaum, eh‘ du es merkst, fliegt es davon ganz ohne Spur!“

– Gräfin Mariza, Emmerich Kálmán

In den Medien

 

F.A.Z.

Der Abend ist szenisch flüssig und gut im Timing. Das Ballett ist in der schwungvoll-klassischen Choreographie von Evamaria Mayer mit vier Tanzpaaren in das Spiel integriert, auch im „Tabarin-Step“, einem veritablen Charleston, der aus Kálmáns „Herzogin von Chicago“ mit Ergänzungen seines Sohnes Charles passend zwischen die Walzer- und Csárdás-Klänge eingefügt wurde. Einfallsreich integriert ist auch der gut disponierte Chor.

Den ersten gewollten Bruch, auch im Eis des Publikums, bringt der Auftritt des Barons Zsupan mit sich. Erik Biegel, Mitglied im Staatstheater.Ensemble, wirkt in der wie für ihn gemachten komischen Rolle des liebestoll hyperaktiven falschen Barons mit roter Lederjacke und Elvis-Tolle wie aus der Zeit gefallen. Umso kurioser mutet es an, als eine Tanzriege im selben Outfit hervortritt, um mit Mistgabeln eine rhythmische Einlage im Stil von „Stomp“ auf den Bühnenboden zu hämmern. 

– Guido Holze

 

Hr2 Kultur

Was die Handlung voranbringt und aufpeppt, das sind auch die acht Tänzerinnen und Tänzer. Mal als Zigeuner, mal als Tanzensemble im Tabarin, wo sich die Schönen und Reichen zum Amüsieren treffen. Und da kreuzen sich die Beine zu einem schnellen Foxtrott, mit den Damen in Paillettenkleidern und den Herren mit Hosenträgern und Gamaschen.

Absoluter Höhepunkt der Operette ist aber eine ganz andere Tanzeinlage mit Mistgabeln und Blecheimern. Gräfin Mariza wird bezirzt von einem ihrer Verehrer, dem vermeintliche Baron Zsupán in roter Lederjacke. Verkörpert von Erik Biegel, dessen komödiantisches Talent ohnehin mindestens so stark ist wie sein aufgesetzter ungarischer Akzent. Wenn dann beim Tanzen nach und nach noch weitere acht geklonte Barone in roten Lederjacken auftauchen, und einen Mistgabel-Rap tanzen und auf den Boden stampfen, dann ist im Publikum kein Halten mehr. Von solchen Nummern hätte ich gerne mehr gehabt! Also kommen Fans der Operette auf ihre Kosten ...

Auf jeden Fall: Es gibt viel fürs Auge, viel fürs Ohr.

– Meinolf Bunsmann

Frankfurter Rundschau

Bewegungen des großen Ensembles, Tanz in ballettuöser Dimension kommen hinzu: Tanzsequenzen aus der Feder des Kálmán-Sohns Charles sowie weitere Mode-Tänze aus Kreationen seines Vaters wurden integriert. Der Schwung und das Sentiment der Musik, ihre Eingängigkeit und ihre artikulatorische Reichweite werden dadurch auch optisch unterstützt. Wunderbar gelingen dabei selbst mächtig hinlangende Szenen wie die Transformation von Csárdás-Idiomen in skat- und rapartige. Mehr als einmal hat man den Eindruck, wegen packender Operettendynamik nicht gleich nach Berlin fahren zu müssen.

– Bernhard Uske

 

Wiesbadener Kurier

Der Herr Baron ist ein Entertainer. Erik Biegel bewegt sich zackig, singt mit kernigem Tenor, haut einen markigen Hungaro-Akzent raus und umtänzelt die Frau, auf deren Geld er hofft. So eine Figur müsste es mehrfach geben. Gibt es auch: Wie an einem unsichtbaren Seil zieht Baron Koloman Zsupan einen Doppelgänger von der Seite auf die Bühne, dann zwei, dann drei, schließlich sind es acht zusätzliche Zsupans, die eine furiose Choreografie auf die Bühne tanzen, während das Original im Takt der klappernden Mistgabeln rappt.

Das ist der erste Höhepunkt in Thomas Enzingers Inszenierung von „Gräfin Mariza“, die im Großen Haus des Wiesbadener Staatstheaters vom Publikum begeistert aufgenommen wurde. Acht Tänzerinnen und Tänzer sind zuverlässig dann zur Stelle, wenn das Tempo ein wenig Anschub braucht, und Evamaria Mayers Choreografien bieten neben Temperament und Lockerheit hübsche kleine Überraschungen. Das passt zur Regie, die Emmerich Kálmáns Operette mit vielen Einfällen im Detail garniert.

– Johannes Breckner

Kulturfreak

Bevor aber die Geschichte einsetzt, zeigt ein aus vier Paaren bestehendes Tanzensemble barfüßig und temperamentvoll zahlreiche kleine Liebesgeschichten. Auch bei den weiteren Tanznummern, von denen es erfreulicherweise einige gibt, sind die TänzerInnen heißblütig, voller Dynamik dabei (mitsamt artistischen und Breakdance-Elementen, mit kurzem Rap und auch swingend im Charleston-Stil, bei einer eigens für diese Operette komponierten Nummer von Charles Kálmán; Choreografie: Evamaria Mayer).

– Markus Gründig

 

Ioco – Kultur im Netz

Tanzsequenzen von Charles Kálmán und Modetänze von  Emmerich Kálmán  choreografiert Evamaria Mayer mit Schwung und großem Einfühlungsvermögen für die Musik. Großartig ihre Übertragung vom ungarischen Csárdás ins Scat- und Rapartige! Die Operette wird von acht Tänzerinnen und Tänzern (Janina Clark, Nathalie Gehrmann, Sofia Romano, Helena Sturm, Davide de Biasi, Valerio Porleri, Manuel Gaubatz, Christian Meusel, Myriam Lifka – Dance Captain) glänzend aufgemischt. Sie sind, wie der Zigeunerprimas, ganz in schwarz gekleidet. Folkloristische Farben werden nur dezent berücksichtigt. Mal als Zigeuner, mal als Tanzensemble in eleganten Kleidern mit tanzenden Schirmen im Tabarin, wo sich die Schönen und Reichen treffen, amüsieren sie das Publikum. Ihre heißblütigen Tanznummern sind voll mitreißender Dynamik ...

– Ingrid Freiberg

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Ich möchte träumen, dass du im Arm mir liegst. Ich möchte träumen, dass du dich an mich schmiegst.

Das wär das höchste Glück auf Erden, brauchst nicht rot zu werden, was geträumt nur wird ist nie passiert!

– Gräfin Mariza, Emmerich Kálmán

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